Krisenbewältigung

Der Begriff „Krise“ kommt aus dem Griechischen („krísis“) und bedeutet „Entscheidung, entscheidende Wendung“. Krisen scheinen trotz ihres Charakters eines ungewöhnlichen Geschehens immer schon Teil der persönlichen Erfahrung von Menschen, aber auch Teil der Entwicklung von Gesellschaften und Kulturen gewesen zu sein. Im Alltag begegnen wir ihr in Begriffen, wie Entwicklungskrise, Sinnkrise, Midlife-Crisis, aber auch in der Wirtschaftskrise, der politischen Krise, Klimakrise usw.

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.”

— Friedrich Hölderlin

Krisen entstehen aus Situationen, die uns vor große Herausforderungen stellen, die uns unüberschaubar erscheinen und unsere Möglichkeiten und Fähigkeiten zu übersteigen scheinen. Bisherige Gewohnheiten funktionieren nicht mehr, gewohnte Sichtweisen scheinen überholt, Lösungen nicht in Reichweite zu sein. Krisen zwingen zum Umdenken, häufig zu einer radikalen Veränderung von Haltungen und Lebensgewohnheiten, besonders, wenn es um Fragen von Leben und Tod geht.

Speziell in Zeiten der Krise suchen Menschen nach Halt, Orientierung und Anteilnahme, aber auch nach Strukturen, die Sicherheit versprechen. Menschen sind in Krisenzeiten sehr verletzlich, tendieren zu starken emotionalen Reaktionen und Äußerungen sowie zu unbedachten, auch gefährlichen Handlungen.

Krisenintervention

„Krisenintervention“ bezeichnet schnelle, unbürokratische Hilfe, eine psychische „Erstversorgung“, um aus dem Gefühl eines inneren Chaos wieder zu einer Beruhigung zu finden, bevor man sich der Suche nach einer Lösung der vorhandenen Probleme zuwenden kann.

Die Stabilisierung von Menschen in einer Krise war von Anfang an eine wichtige Aufgabe in der Psychotherapie und Klinischen Psychologie. Für Menschen in einer psychischen Krise, die in Gefahr sind, dem eigenen Leben oder dem Leben anderer Menschen zu schaden, stehen in unserem Gesundheitssystem eine Reihe von Einrichtungen zur Verfügung (z.B. Stationen auf psychiatrischen Kliniken, Kriseninterventionszentren, Krisen-Hotlines, Kriseninterventions-Teams nach Katastrophen-Ereignissen etc.). Krisenintervention ist also eine klassische Aufgabe der Psychotherapie.

Über Krisen im persönlichen Bereich hinausgehend stehen wir Menschen des 21. Jahrhunderts aber aktuell offenbar mitten in einem Multi-Krisen-Szenarium: Pandemie (und deren auch psychische Folgen), Inflation und Armutsrisiko, Fluchtbewegungen von Menschen aus dem Süden, ein neuer Krieg in Europa, vielfache Bedrohungen der modernen Demokratien und – als Dauerbrenner und zunehmende Belastung – die Klimakrise mit Erderwärmung, Naturkatastrophen und dem Verlust der natürlichen Lebensgrundlagen.

Endzeit-Szenarien und „business as usual“

Unter dem Eindruck täglicher Krisennachrichten machen sich bei vielen Menschen Gefühle, wie Angst, Verzweiflung, Ratlosigkeit, Wut, aber auch Fatalismus, Galgenhumor, Eskapismus und Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Junge Menschen sehen ihre Lebenschancen zunehmend schwinden und manche wählen drastische Formen des Protests, während andere – häufig ältere Menschen – die Probleme verdrängen oder verleugnen, mit dem heimlichen Gedanken, hoffentlich noch „rechtzeitig davon zu kommen“. Endzeit-Szenarien werden in Filmen und Romanen ausgestaltet und füllen vage Stimmungen mit grellen Bildern, die jedoch selten zu einem beruhigenden Ausgang führen.

Die Schnelligkeit der Entwicklungen, das Fehlen vergleichbarer Vorerfahrungen und daraus ableitbarer sicherer Lösungswege, die Komplexität der Situationen mit unzählbaren Einflussfaktoren, gleichzeitig die lauter werdenden warnenden Stimmen von Wissenschaftlern, die die nahende Zerstörung unserer Erde beschwören, tragen dabei nur zu einem wachsenden Gefühl von Unsicherheit bei. Gleichzeitig werden Kräfte sichtbar, die auf dem „business as usual“ beharren und notwendige Veränderungen blockieren. Es zeigt sich dabei auch ein fehlender öffentlicher Diskurs, der diese Vorgänge aufgreift und thematisiert, sie für die Menschen in ihrem Alltag erfassbar und verstehbar macht und damit hilft, sie zu begreifen und einzuordnen, aber auch Handlungsoptionen abzuleiten.

Es stellen sich dabei u.a. folgende Fragen:

  • Wie können wir mit all den Krisen zurechtkommen, ohne zu verzagen, uns verrückt zu machen oder alles einfach auszublenden?
  • Was bedeutet es für mich, für dich, für uns, für unsere Kinder und Enkel, in dieser Welt zu leben?
  • Welche Zukunft habe ich, haben wir?
  • Was kann ich tun, was können wir tun?
  • Welche Szenarien können wir für uns und unsere Kinder und Enkel entwickeln, für eine lebenswerte Welt und Zukunft?
„Ich hab‘ sie gar nicht kommen sehen, plötzlich stand sie da, groß wie ein Riese.
Sie sagte: ,Hallo, guten Tag, mein Name ist Krise‘ ”
— Max Raabe, „Krise“, 2011

Auch wenn viele Antworten noch unklar sind, besonders, was die weiteren Entwicklungen im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung betrifft, kann es hilfreich sein, über die eigenen Gefühle, Gedanken, Vorstellungen, Perspektiven, Hoffnungen und Befürchtungen zu sprechen und sich Klarheit zu verschaffen. Davon ausgehend könnten sich eventuell neue Möglichkeiten, Handlungsfelder, Gemeinsamkeiten und sinnvolle Aufgaben erschließen lassen.

Ich denke, es könnte wert sein, das, was bisher vielleicht nur als dumpfes Gefühl, als dunkle Ahnung oder als innere Unruhe wahrnehmbar war, auf eine bewusste Ebene zu heben, es sich anzuschauen und damit auseinander zu setzen und damit zu einem Werkzeug zu entwickeln, das für das eigene Leben wirksam eingesetzt werden kann.

Da ich selbst ein Teil des Zeitgeschehens bin, habe ich in vielen Bereichen selbst mehr Fragen als Antworten. Meine mehrjährige Erfahrung im Coaching und der Psychotherapie zeigt mir jedoch, dass Reflexion, Austausch, Bewusstseins-Arbeit immer zu neuen Erkenntnissen und häufig zu neuen Handlungsmöglichkeiten führen.

Ich lade Sie gerne ein, mit mir gemeinsam den Weg zu beschreiten, Bauchgefühle, Ahnungen und Gefühle in Worte, Gedanken und Bilder zu transformieren, die verstehbar, einordenbar und handhabbar werden. Und vielleicht auch zu Handlungen führen, die für Ihr eigenes Leben, Ihre soziale Mitwelt und unser aller Welt in guter Weise wirksam werden.